Stuck in Chile oder Corona-Times
Plötzlich vernehmen wir in den Nachrichten, dass das Corona-Virus nun ebenfalls in Südamerika angekommen ist. Bisher war es für uns komplett kein Thema, dass dieses Virus so gefährlich sein oder gar bis hierher kommen könnte. Und bereits am nächsten Tag wird gemunkelt, dass Argentinien allenfalls bald die Grenzen schliessen könnte. Wir machen uns also von El Chaltén aus auf den Weg Richtung Chile. Da wir in ca. 3 Wochen meinen Vater in Santiago de Chile treffen wollen, gehen wir auf Nummer sicher und verlassen Argentinien. Wir schauen dann mal, wie sich die Situation hier gestaltet. Momentan hört man nur ganz vereinzelt in den News etwas von diesem Virus, es ist völlig ungewiss, wie die chilenische Regierung reagieren wird.
Wir überqueren die Grenze bei Chile Chico am 13. März, relativ spät am Nachmittag. Das Örtchen ist sehr hübsch und so entscheiden wir uns die Nacht gleich hier zu verbringen.
Am nächsten Morgen kann Adrian vor lauter Schmerzen im Rücken kaum Atmen, geschweige denn sich bewegen. Bereits seit Uruguay hat er sich wohl etwas eingeklemmt und immer wieder hat er deswegen einen steifen Hals und Rückenschmerzen gehabt. Nun ist es jedoch richtig schlimm, zwei Schmerztabletten helfen kein bisschen. Und so entscheiden wir uns, einen Arzt zu konsultieren. In der Apotheke erfahren wir, dass man dafür ins Spital gehen muss. Also sitzen wir 1h später im Wartesaal, zusammen mit einem Mann, der sich einen Schal um Nase und Mund gebunden hat. Es fühlt sich etwas komisch an und wir setzen uns extra weit weg, fühlen uns dabei aber gleichzeitig etwas lächerlich. Eine junge Ärztin bittet uns herein und begutachtet Adrian ziemlich unzimperlig. Die Diagnose lautet „wahrscheinlich eine Entzündung“, wir kriegen verschiedene Tabletten (alle 8h einzunehmen, aber nicht gleichzeitig), alle 4h während 20 min. Hitze zuführen sowie ein zusätzliches Mittel, das er „nur in der Nacht, im Bett, ganz wichtig!“ einnehmen soll. Wir sind gespannt und malen uns die skurrilsten Reaktionen aus. Zur Sicherheit googeln wir alle Medikamente nochmals.
Damit das Ganze schnell wirkt entscheiden wir uns zu einer Reisepause von vorerst mal 4 Tagen und suchen im nächst grösseren Ort - Coyhaique - ein Zimmer mit bequemem Bett. Wir finden ein neues Bed & Breakfast bei einer sehr netten chilenischen Familie. Coyhaique war so oder so Ziel eines etwas längeren Aufenthaltes, unsere Wassertanks hatten eine Grundreinigung nötig, die Gasflaschen mussten aufgefüllt werden und einige kleine Reparaturarbeiten standen an. Z.B. lösen sich aufgrund der Schotterstrassen immer wieder die Schrauben von unseren Schranktüren.
Als wir am nächsten Tag beim Abendessen in einem hübschen Restaurant sitzen erreicht uns eine Nachricht von unseren Vermietern: Sie schliessen das Hotel per sofort, es werden keine neuen Gäste mehr angenommen, wir könnten aber selbstverständlich noch wie geplant bis Ende der Woche bleiben. Wir sind etwas baff, damit hätten wir nun wirklich nicht gerechnet. Eine Freundin schreibt uns „ihr müsst sofort nach Hause kommen, und zwar jetzt“. Wir sind geschockt, fühlen uns nicht in Gefahr, und sollen nun unseren mit viel Mühe, Anstrengung und Entbehrungen geplanten Tripp hier abbrechen? Plötzlich ist die Corona-„Hysterie“ hier angekommen und wir werden von diesem Orkan ergriffen. In den nächsten paar Tagen informieren wir uns intensiv im Internet, tauschen uns mit anderen Reisenden aus, überlegen hin und her, wie und ob es für uns weitergehen soll. Ein Land nach dem anderen um uns herum schliesst die Grenzen, die Nationalparks sind bereits zu, wir hören Berichte von Zwangsquarantänen in Argentinien und wissen nicht mehr, wo uns der Kopf steht. Schliesslich schalten wir alle Aussenstimmen ab, setzen uns zusammen hin und analysieren unsere Situation: Wenn wir zurück in die Schweiz gehen ist …
Unsere Situation, wenn wir hier in Chile bleiben:
Hier zu bleiben ist für uns definitiv günstiger, als wenn wir in die Schweiz zurückkehren und nicht arbeiten können. An den Flughäfen herrscht aktuell ein grosses Durcheinander, wir hören von Reisenden die mehrere Tage da campieren, bis sie einen Flug kriegen. Diverse Flüge sind ausgebucht, andere werden gestrichen, es gibt Wartezeiten bis zu 10h bis man am Schalter ankommt. Viele Touristen hatten nur einen kurzen Urlaub von 2-3 Wochen in Südamerika geplant und suchen nun verzweifelt eine Möglichkeit nach Hause zu kommen.
Schwierige Entscheidungen
Wir entscheiden uns deshalb, erst mal abzuwarten und zu schauen, wie sich die Situation entwickelt. Wir haben ja Zeit, unsere Rückkehr ist erst Ende September geplant. Allerdings überlegen wir uns, wie wir uns nun verhalten sollen. Sollte Chile ebenfalls für eine Weile ein Ausgehverbot aussprechen, möchten wir selber Entscheiden, wo wir uns in „Quarantäne“ zurückziehen wollen. Wir gründen eine Whatsappgruppe in der Facebook-Community „Panamerican Travelers Association“ und tauschen uns da mit anderen Reisenden aus. Chile ist ja ein sehr langes, aber schmales Land, unsere aktuelle Region ist im Norden und Süden nur via Fähren erreichbar, im Osten ist Argentinien (wo die Grenzen geschlossen sind) und im Westen der Pazifik. Damit wir nicht plötzlich abgeschnitten sind entscheiden wir uns, weiter Richtung Norden, in die Nähe von Santiago (Flughafen), zu fahren und uns dort für ein paar Wochen eine Wohnung zu mieten. Schnell organisieren wir Fährtickets. Die Familie im Bed&Breakfast ist supernett, bietet uns an, dass wir auch länger bleiben können und sie für uns einkaufen und uns unterstützen würden. Wir bleiben jedoch bei unserem Entscheid und fahren am nächsten Tag los Richtung Santiago. Wir spulen die berühmte Carretera Austral in einem Rutsch ab, uns blutet das Herz dabei: Gerade diese Strecke gehört zu den schönsten Gegenden hier und wir hatten uns riesig auf dieses Gebiet mit seinen vielen Flüssen und Seen, Bergen und Vulkanen und dem Urwald entlang der Ruta 7 gefreut. Aber wir wissen nicht, ob plötzlich der Fährbetrieb eingestellt wird, weshalb wir in 2 Tagen die Strecke fahren, für die wir eigentlich mindestens 1 Woche eingeplant gehabt hätten.
In Chaitén, dem Abfahrtshafen, machen wir das erste (und eigentlich einzige) Mal eine direkte negative Erfahrung gegen uns als Ausländer. Als wir in einem Restaurant essen erschrickt sich ein hereinkommender Einheimischer als er uns erblickt, wettert die Bedienung an, sie dürfe keine Touristen hereinlassen weil Touristen ja das Virus einschleppen würden und zieht sich in die hinterste Ecke des Saals zurück - immer mit einem schrägen Blick in unsere Richtung. Er wird jedoch von allen anderen Gästen sowie von den Besitzern komplett ignoriert, als das Essen gebracht wird wünschen uns alle „buen provecho“, also „guten Appetit“. Wir sind wieder beruhigt.
Als wir zum Hafen herunter fahren wollen ist die Strasse durch eine Menschenblockade gesperrt, ein sofort heranfahrender Polizist meint wir müssten einfach noch warten, am nächsten Morgen seien die wieder weg und wir können dann ohne Probleme auf das Hafengelände fahren. Die Menschen hier wollen anscheinend hauptsächlich, dass niemand mehr vom Norden - wo die grössten Ansteckungszahlen sind - in den Süden und durch ihren Ort durchkommen. Hat also nichts mit uns zu tun die wir vom Süden in den Norden wollen. Sicherheitshalber fahren wir um Mitternacht bereits zum Hafenparkplatz - falls doch einige Frühaufsteher morgens um sieben wieder weiter protestieren wollen. Die Fähre fährt schliesslich mit 2 Stunden Verspätung ab - zuerst mussten noch alle Passagiere eine medizinische Kontrolle passieren. Die Überfahrt verläuft ereignislos, wir bleiben meistens im Camper, schlafen, lesen und plaudern durch die geöffneten Fenster ein wenig mit dem deutschen Paar im Van neben uns.
Am Abend zuvor haben wir noch schnell ein Appartement in Calbuco gemietet, etwas ausserhalb des Ortes, mit grosser Terrasse und direkt am Meer. Wir denken, dass wir darin bestimmt ein, zwei Wochen unterkommen können. Herumfahren erscheint uns keine gute Option zu sein, da Neuankömmlinge wohl in der nächsten Zeit eher nicht so willkommen sein dürften. Die Besitzerin ist megafreundlich. Am nächsten Tag kommt sie für eine Einweisung vorbei und streckt uns ihr Handy entgegen - am Apparat ist ihre Tochter, welche in London lebt und uns in Englisch alles Übersetzt und Erklärt. Das Wetter hat nun umgeschlagen: Es windet wie verrückt und regnet kreuz und quer. Wir bemerken, dass die anfänglich bewunderten grossen Fenster in dem grossen Appartement sehr ungünstig sind - der Wind pfeift ins Haus, es ist eisig kalt und der kleine Ofen in der Ecke des Wohnzimmers gibt vergeblich sein bestes. Leider fliesst auch kaum heisses Wasser aus den Leitungen, wir können uns somit auch nicht mit einer warmen Dusche aufwärmen.
Schicksalshafte Früchte
Um uns abzulenken steht ein Grosseinkauf an, damit wir uns in unserem gesuchten Quartier verbarrikadieren können. Wir fahren ins Ortzentrum zum einkaufen. Als wir am Abend die „Auberginen“ aufschneiden wollen, bemerken wir, dass das gar keine sind. Wir googeln nach dem „Gemüse“ (für diejenigen die es interessiert: es hat sich um Pepino Dulces gehandelt) - und stossen auf den Blog einer deutschen Familie, die in Villarrica eine Lodge mit grossem Grundstück führen und die 4 gestrandete Reisende aufgenommen haben. Spontan entscheiden wir uns da mal anzufragen. Tatsächlich erhalten wir auf unsere Frage, ob sie allenfalls noch 2 Schweizer unterbringen könnten, umgehend eine Antwort: „Was könnt ihr denn bieten um etwas zu unserer freiwilligen Zwangsgemeinschaft beizutragen?“. „Wir können alles, aber nichts richtig“ ist unsere Antwort. Das Eis ist gebrochen, sie empfehlen uns, uns so schnell wie möglich auf den Weg zu machen, da sonst allenfalls bereits Zufahrtsstrassen gesperrt sein könnten. Am nächsten Tag erklären wir somit der chilenischen Mama, dass wir weiter müssen - und sie reagiert absolut verständnisvoll und herzlich, bietet uns sogar noch an bei ihr im eigenen Haus zu wohnen. Wir erinnern uns damit, dass doch die meisten Menschen gut und freundlich sind und wir fahren beruhigt los, die Kartoffeln und den Willkommenskuchen den Sie uns geschenkt hatte dürfen wir behalten. Die Strassen sind fast leer und die Fahrt durch den Regen wirkt etwas apokalyptisch (jedenfalls wenn man etwas zu viele Filme gesehen hat und in Gedanken auf der Flucht vor einem unsichtbaren Feind, respektive der Reaktion der Menschen darauf, ist). Pünktlich um 19.00 Uhr erreichen wir die Karibuni-Lodge (karibuni-lodge.de) und werden gleich herzlich von den Besitzern, Steffi, Much und deren Sohn Leo, sowie von den anderen Reisenden begrüsst und dürfen uns gleich zum Abendessen dazugesellen, bevor wir in eines der 3 hübschen Holzcabañas einziehen.
Die Lodge liegt auf einem kleinen Hügel oberhalb des Sees Villarrica - mit atemberaubendem Blick auf ebendiesen sowie den dahinter aufragenden Vulkan Villarrica (ja, hier heisst anscheinend alles so). Dieser wird uns nun jeden Morgen durch das riesige Panoramafenster unseres Luxus-Bungalows begrüssen. Das Grundstück ist sehr gross, zudem gibt es genügend Wege und Felder in der Umgebung, damit wir nicht einrosten und uns nicht eingeengt fühlen. Nach zwei Tagen in dieser kommunenartigen Gemeinschaft entscheiden sich die anderen Reisenden nach Deutschland beziehungsweise in die Schweiz zurückzufliegen. Die Schweizerin mit ihrem Sohn entscheidet sich schweren Herzens für eine Rückreise, da sie mit dem 3-Jährigen unter diesen erschwerten Bedingungen lieber daheim ist. Das deutsche Paar möchte unbedingt nach Hause, da die Ungewissheit der Situation und deren Auswirkungen sie nervlich sehr belastet. Sie bangen darum, ob sie wohl im Schweizer Flieger mitfliegen können (sofern neben allen Schweizer Reisenden noch Platz bleibt können sich Deutsche ebenfalls für diese Rückholaktion melden). Wir entscheiden uns weiterhin zum bleiben.
Seither verbringen wir unsere Tage zu fünft mit malen, basteln, spielen, gärtnern, putzen, spazieren, schwimmen (im See oder Pool) usw. Pinterest ist dazu eine gute Inspirationsquelle, es gibt nun neu verschiedene Traumfänger und Nagelbilder in allen Grössen und Farben in diesem Haus, Steffi hat sogar aus alten Bettlaken ein grobes Garn erstellt und häkelt nun Brotkörbchen daraus. Zudem unterstützen die Frauen die Männer bei den Grossprojekten: Es sollen ein neuer Carport, ein Windschutz für den Eingang sowie ein Gewächshaus in den Hügel gebaut werden.
Die Männer sägen Bretter und Plastikstäbe, hämmern und bohren und ziehen Wellblechdächer hoch. Die Frauen helfen beim Schaufeln, bei kleineren Arbeiten die da so anfallen und sorgen für die Verpflegung auf den Baustellen. Der kleine Leo hilft dabei tatkräftig mit.
Abends sitzen wir dann meistens alle zusammen beim grossen Ofen im Haupthaus und plaudern noch ein wenig. Dabei sind wir umgeben von den Tieren der Familie: Flaco der (wahrscheinlich) Rottweilermischling ist wahnsinnig verschmust, setzt sich reihum vor jemanden hin und verlangt Streicheleinheiten. Seine Lieblingsposition scheint zu sein, wenn er sich auf den Rücken legt und alle viere von sich streckt. Lucy und Peppa sind zwei sehr hübsche Kätzinnen. Lucy kringelt sich meistens zwischen zwei Personen auf dem Sofa ein und nimmt gnädigst die Streicheleinheiten hin. Peppa hat sich nach anfänglicher Schüchternheit inzwischen an uns gewöhnt und streckt nun ihr Bäuchlein ebenfalls entgegen. Beide Katzen sind zudem extrem gut erzogen (hahaha, als ob das bei Katzen möglich wäre): Wenn man sie von draussen herein lässt streichen sie einem zweimal kurz um die Beine um sich zu bedanken.
Wenn man sich so täglich in deutscher Sprache unterhält merken wir Schweizer, dass wir eigentlich gar nicht so gut Deutsch sprechen wie wir dachten. Öfters stocken wir und überlegen, wie jetzt das deutsche Wort hierfür ist, oder bei einem anderen sehen uns unsere Gastgeber fragend an, weil wir irgendein Schweizer Wort verdeutscht hatten. Wir sind jedoch sehr froh, dass wir nicht bei einer spanischen Familie sind für diese lange Zeit. Es wäre um einiges anstrengender gewesen sich dauernd zu versuchen in einer fremden Sprache zu unterhalten. Andererseits hätten wir wahrscheinlich sehr grosse Fortschritte in unseren Spanischkenntnissen gemacht.
Überhaupt haben wir ein riesiges Glück gehabt: Wir alle kommen ausgesprochen gut aus miteinander! Steffi und Much haben uns von Anfang an herzlichst bei sich Willkommen geheissen und aufgenommen und sagen uns dauernd, wir sollen uns wirklich einfach wie zu Hause fühlen. Sie umsorgen und versorgen uns mit einer Selbstverständlichkeit, die uns immer wieder beeindruckt. Auch Leo kümmert sich gut um uns: Er lehrt uns viel über die Tiere, die es in Chile so gibt, erklärt uns seine Welt, malt, bastelt und spielt mit uns. Beinahe jeder zweite Satz beginnt mit „Wusstest du….“ oder „Du wusstest sicherlich noch nicht…“. Manchmal folgt dann etwas wie „….., dass ich gerne Kastanien esse“. Das deutet dann jeweils auf den subtilen Hinweis hin, dass er gerne mit einem von uns die Kastanien einsammeln würde, die vom grossen Baum auf dem Grundstück gefallen sind.
Nicht zu vergessen ist der chilenische Arbeiter auf dem Grundstück namens "Segundo". Er spricht immer im breitesten Chilenisch mit uns und lacht sich dann schlapp, dass wir kein Wort verstehen. Lustigerweise verstehen sich Adrian und Segundo auf der "Baustelle" (Gewächshaus) wunderbar und die "Gespräche" der beiden sind wirklich äusserst unterhaltsam.
Ostern bricht auch hier in unserer Abgeschiedenheit an. Wir sind seit Wochen nicht mehr in einer Stadt gewesen, da wir uns hier auf der Lodge still halten. Da wir somit leider keine Geschenke kaufen können denken wir uns eine Schnitzeljagd für die Familie aus. Am Abend zum Osterfeuer kommt eine befreundete chilenische Familie vorbei mit ihren beiden Jungen. Die Familie ist herzallerliebst und wir werden in der Woche darauf herzlich zu einem chilenischen Parrilla (Grillfest) eingeladen sowie danach noch gleich zum Geburtstag des ältesten 8-jährigen Sohns. Wir freuen uns sehr so nette neue Freunde gefunden zu haben!
Reisende wie wir
Auf unserer Reise haben wir bereits viele andere Reisende kennen gelernt, mit einigen davon sind wir weiterhin in Kontakt. Es ist sehr interessant, wie diese Corona-Zeit auf jeden eine andere Auswirkung hat, jeder diese Situation anders erlebt: Mal total relaxt, mal total crazy. In Argentinien waren wir einem Schweizer Ehepaar begegnet, welche mit einem riesigen custom-made Lastwagen-Wohnwagen unterwegs waren - siehe auch Expi.ch. Sie hatten geplant während den nächsten 4 Jahren auf dem Amerikanischen Kontinenten unterwegs zu sein. Leider waren sie in Argentinien, als es hier mit Corona losging. Argentinien ist ein Land, das sehr strenge Regulierungen aufgestellt hat, und die Menschen da sind kurzfristig ein bisschen durchgedreht. Schon früh hatten wir in Foren gelesen, dass in Argentinien richtiggehend Jagd auf Touristen gemacht wurde. Sie wurden dann in Quarantäne gesteckt oder sehr vehement darauf aufmerksam gemacht, dass sie doch das Land verlassen sollen. Im Fall des oben erwähnten Paares wurden diese von verschiedenen Stellplätzen weggewiesen und schlussendlich mussten sie sogar das Land verlassen. Die sehr spannende und ein wenig beängstigende Geschichte lest ihr auf deren Website.
Von den 3 deutschen Paaren, die zeitgleich mit uns ihre Camper aus dem Hafen in Uruguay ausgelöst hatten sind 2 Paare wieder zurück in Deutschland und ein Paar ist noch hier - ebenfalls aktuell in Chile. Wir schreiben uns immer wieder News und Informationen und leisten auch mal moralische Hilfestellung.
Ein weiteres Paar (Schweiz/USA) hatten es gerade noch so über die Grenze nach Chile geschafft, bevor diese geschlossen wurde. Sie waren im Norden Argentiniens unterwegs und haben bereits von verschärften Regeln gehört. Deshalb wollten sie schnell nach Chile, wo ein Kollege ihnen ein Haus zur Verfügung gestellt hat. Es gab jedoch bereits Strassenblockaden der Polizei. An der ersten sind sie noch mit viel Reden vorbei gekommen, bei der zweiten sind sie nachdem sich die Polizei stur erwiesen hatte kurzentschlossen einfach dran vorbei gefahren (erstaunlicherweise auch für die beiden fuhr ihnen niemand nach und sie wurden nicht verhaftet) und bei der letzten meinten die Polizisten, sie müssten jetzt einfach so schnell fahren wie sie können, in 3h würden die Grenzen geschlossen. Tatsächlich waren sie 1 Stunde später am Grenzübergang und hatten es geschafft.
Wir hatten bereits geschrieben, als wir in der Karibuni-Lodge angekommen waren, war da ein älteres deutsches Ehepaar. Diese beiden wollten bei Ausbruch von Corona in Südamerika von Chile her noch nach Uruguay fahren, um dort das Auto einzulagern und zurück nach Deutschland zu fliegen. Sie fuhren deshalb über eine enge, gewundene Passstrasse hoch zum Grenzübergang, verliessen Chile, fuhren durch das Niemandsland zwischen den Grenzen und… standen vor einem geschlossenen Argentinischen Grenzposten! Sie fuhren sofort wieder zurück zur chilenischen Grenze, aber diese wollten sie nicht mehr herein lassen, da diese nun ebenfalls geschlossen war! Sie benötigten viel Überzeugungskraft um die Grenzbeamten schliesslich dazu zu bewegen, sie wieder hereinzulassen und ihnen die benötigten Stempel zu geben. Danach mussten sie dieselbe Passstrasse wieder herunter fahren - nur diesesmal im Dunkeln. Diese Geschichte könnt ihr gerne lesen auf noralachmann.de.
wir-unterwegs: Adrian & Sabrina