West-Patagonien


Zahlen und Informationen

Hinweise/Erklärungen zu den verschiedenen Kategorien

Unterkunft

- In Argentinien sind wir fast immer kostenlos irgendwo in der freien Natur gestanden.

 

Essen/Trinken und Transport sind wie erwartet immer noch unsere grössten Ausgaben. 

 

Unterhaltung

Diese Kosten enthalten hauptsächlich die Parkeintritte.

 

Verschiedenes

- Dies beinhaltet alle Ausgaben, die nicht klar in eine der oben genannten Kategorien (also irgendwelche Souvenirs, Wäsche waschen, Autoteile,  Gas auffüllen, SIM-Karten kaufen, etc.) fällt.  



Reisebericht

Grenzübergang Paso San Sebastian -Argentinien/Chile

Am 29. Februar 2020 machen wir uns von Ushuaia wieder auf den Weg nach Norden und überqueren zum 2. Mal die Grenze nach Chile. Wir überqueren wieder beim Paso San Sebastian, das ganze Prozedere läuft schnell und unkompliziert ab. Von hier fahren wir nach Porvenir, wo wir eine Fähre nach Punta Arenas nehmen wollen. Für unseren Übernachtungsplatz unterwegs wählen wir eine Wiese gleich hinter einem offiziellen „Übernachtungshäuschen“ für Fahrrad- und Motorradfahrer - anscheinend sind hier viele von denen unterwegs und Chile hat alle paar Kilometer kleine 1-Zimmer-Häuschen entlang der Strasse aufgestellt. Man erinnere sich an den starken Wind in dieser Gegend. In ebendiesem Häuschen treffen wir auf ein rumänisches Paar, das mit dem Fahrrad unterwegs ist. Wir sind beeindruckt, haben wir doch diverse Fahrradfahrer in kritischer Schräglage auf den Strassen überholt, wenn der Wind frontal kam mussten sie oft sogar absteigen und stossen. Wir erfahren, dass zusätzlich ein Schweizer - ein Zürcher - im Häuschen ist. Natürlich gehen wir hallo sagen. Er ist zu Fuss unterwegs und will von Ushuaia nach Puerto Montt laufen. In den nächsten 3 Monaten… Als wir in unseren gut geheizten, voll ausgestatteten Van steigen empfinden wir diesen gerade als absolutes Luxusteil. Wir überzeugen uns gegenseitig, dass unsere Art zu Reisen auch sehr abenteuerlich ist. Man muss es ja nicht immer gleich übertreiben. 

 

Fähre Porvenir nach Punta Arenas

Auf der Karte sieht die Strecke bis Porvenir nach einer kurzen Fahrt von ca. 1,5 h aus. In Realität benötigen wir für diese Strecke jedoch fast 4 Stunden da es sich wiedermal um eine Schotterstrecke handelt, auf der wir nur mit ca. 30 km/h vorwärts kommen. Dafür ist die Landschaft wundervoll und wir geniessen die Aussicht aufs Meer und beobachten einen Gaucho beim treiben seiner Pferde. 

Die Fähre in Porvenir fährt um 19.00 Uhr, die Tickets dafür können wir frühestens um 17.00 Uhr direkt am kleinen, malerischen Hafen kaufen. Deshalb vertreiben wir uns die Zeit im kleinen Ort mit Sight-Seeing (Dauer: ca. 10 Minuten), Einkaufen (ca. 30 Minuten, da wir in 3 verschiedenen Geschäfte suchen - in jedem finden wir jedoch nur eine äusserst beschränkte Auswahl an Lebensmitteln) und Abendessen: Hier sind wir beeindruckt ob des äusserst fleissigen Kellners (siehe „Argentinische Anekdoten“ in Reisebericht Argentinien). Und ebenso bezüglich des Preises unseres Abendessens… Obwohl die Währung etwas anderes vermuten liesse (10 CHF sind ca. 800 argentinische und 9’000 chilenische Pesos) ist Chile um einiges teurer als Argentinien. 

 

Die Überfahrt dauert ca. 1 Stunde und wir können Delphine beobachten, die neben dem Schiff her schwimmen!

 

In Punta Arenas suchen wir uns denn auch einen Stellplatz am Meer, wo gemäss Informationen von iOverlander bereits Delphine beobachtet worden sind. Und tatsächlich, früh am Morgen sehen wir ca. 5 Tiere die sich wahrscheinlich ihr Frühstück jagen. 

 

Von Punta Arenas aus gehts nach Puerto Natales, wo wir uns vor allem nochmals ein paar (lange haltbare) Lebensmittel suchen, sowie eine chilenische SIM-Karte besorgen wollen. Puerto Natales hat uns sehr gefallen, überall findet man hübsche Restaurants und kleine Handwerks-Läden, und wir wären allenfalls jeweils noch etwas länger geblieben - doch wir haben einen (ungefähren) Zeitplan einzuhalten: Anfang April wollen wir Sabrinas Papa in Santiago de Chile sowie ihre dort wohnenden Venezolanischen „Verwandten“ besuchen. Ihr Vater reist dafür von Venezuela nach Kolumbien und fliegt Mitte März nach Chile. Dort verbringt er ein paar Wochen mit seinen ausgewanderten Familienangehörigen und dort treffen wir irgendwann ebenfalls ein. Sabrina freut sich ihren Vater seit 7 Jahren wiedermal in Person zu sehen, zudem wird es das erste Treffen zwischen Adrian und ihm. Und beide freuen sich bereits seit Monaten auf ein gemeinsames Glas Wein :-)

 

Somit fahren wir denn auch bereits am selben Tag wieder aus Puerto Natales raus und Richtung Nationalpark Torres del Paine. Wieder treffen wir auf eine „Ripio-Strasse“ (also unbefestigter Weg mit Wellbrett-Buckeln), tuckern langsam vor uns hin und müssen schliesslich unterwegs noch ausserhalb des Nationalparks übernachten. Am Lago del Toro geniessen wir einen fantastischen Ausblick, am frühen Morgen als die Sonne aufgeht sitzen wir in vollkommener Stille beim Frühstück und blicken auf See und Berge - bis die ersten Touristenbusse kommen und schnatternde Menschen sich immer in gleichen Posen vor dem beeindruckenden Panorama aufstellen. Wir packen unsere Sachen zusammen und fahren weiter. 

 

Torres del Paine Nationalpark

Der Parkeintritt kostet ca. 35 CHF pro Person für 4 Tage. Auf iOverlander gibt es Tips, wie man gratis hereinfahren kann. Wir finden das ziemlich daneben, da der Eintritt ja zum Erhalt des Parks verwendet wird und der Preis ja allemal angemessen ist. Dies nur nebenbei bemerkt. 

Die Damen im Empfangsbüro sind äusserst guter Laune, singen und lachen und wir freuen uns endlich mal gut gelaunte Chilenen kennen zu lernen. 

 

In Puerto Natales hatten wir gehört, dass man vorgängig online eine Reservation für einen der Campingplätze im Nationalpark ausfüllen muss. Wir hatten jedoch Probleme mit dem installieren unserer SIM-Karten, deshalb hatte das mit dem Reservieren nicht geklappt. Auf der Park-Karte haben wir jedoch gesehen, dass es einzelne Orte mit WIFI hat, weshalb wir als erstes dahin fahren. Leider müssen wir nach diversen Versuchen und ewiger herumfahrerei im Park herausfinden, dass im ganzen Park kein WIFI zu haben ist. Etwas ratlos stellen wir uns vor dem Camping el Toro auf den Parkplatz. Im Restaurant daneben können wir dann endlich stundenweise sehr teuer Internetverbindung kaufen.

 

Auf der iOverlander App lesen wir, dass hier bereits andere Camper einfach auf dem Parkplatz übernachtet haben. Allenfalls komme mal jemand vorbei und man zahle dann für die Übernachtung ca. 15’000 Pesos (ca. 18.- CHF). Da wir am nächsten Morgen von hier aus auf eine Wanderung zum Mirador Torres del Paine los wollen, bleiben wir natürlich hier. 

 

Kaum haben wir den Van mit schönem Ausblick auf die Torres platziert werden wir angesprochen: „Hey, haben wir euren Dialekt richtig gehört - Schweizer!“ Ein Paar aus dem Appenzell begrüsst uns höchst erfreut. Im Gespräch erfahren wir, dass ein weiteres Schweizer Paar auf dem Camping ist - deren riesigen Lastwagen-Camper haben wir bereits von weitem bestaunt. Diese gesellen sich später auch noch dazu und wir quatschen alle bis spät in die Nacht hinein. Das Ehepaar im Lastwagen hat sich damit einen Traum verwirklicht: Sie haben in der Schweiz ihr Haus verkauft und wollen für die nächsten 4 Jahre in ebendiesem auf den amerikanischen Kontinenten herumreisen! Wow, was für ein Abenteuer! Ihre Erlebnisse halten sie auf ihrer Website Expi.ch fest, und auch ihre Fotos sind wirklich fantastisch. 

 

Am nächsten Tag sehen wir bereits um 8.00 Uhr die ersten Touristenbusse ankommen. Alle wollen auf dieselbe Wanderung wie wir. Wir beeilen uns nicht sondern warten, bis die alle mal unterwegs sind. Rush-Hour können wir auch zu Hause haben. Um 11.00 Uhr gehen aber dann auch wir los. Es wird eine tolle Wanderung von ca. 7,5 Stunden und 28 Kilometern, mit wunderschönen Ausblicken, ziemlich steilen bis sehr steilen Abschnitten und wackligen Knien am Ende. Unterwegs müssen wir ein paar Schmerztabletten verteilen an andere Wanderer, die die Strecke etwas unterschätzt hatten. Während der letzten Stunde spazieren wir zusammen mit einem älteren Mann und seiner Tochter aus den USA - er hatte plötzlich kaum noch Kraft in den Beinen trotzdem dass er das Wandern eigentlich sehr gewöhnt war und wir begleiten die beiden als Ablenkung hinunter zu ihrem Camp. Müde aber sehr glücklich erreichen wir schliesslich unseren Camper, wo wir bei einem wundervollen Sonnenuntergang und zum Glück bereits vorgekochten Abendessen diesen Tag beenden. An den starken Muskelkater (Sabrina) können wir uns im Nachhinein kaum noch erinnern :-P

 

Wenn man sich die Wanderwege im Torres del Paine ansieht erkennt man (irgendwann), dass es zwei grosse Touren gibt: den sogenannten „W“ und den „O“. Beides sind mehrtätige Wanderungen mit Übernachtung unterwegs in vorreservierten Hütten. Vorgängig konnten wir, wie bereits erklärt, leider keine Reservation vornehmen. Im Nachgang an oben beschriebene Wanderung kam es jedoch auch nicht mehr in Frage, da wir realisiert hatten, dass wir (vor allem Sabrina) eventuell noch nicht so trainiert und bereit dafür sind. Somit geht es für uns stattdessen am folgenden Tag an den Lago Azul. Die Strasse dahin ist wiedermal spektakulär: Im Hintergrund die riesigen Torres, dazwischen wunderschöne Canyons, entlang der Strasse wiedermal Guanakos - alles in allem einfach zu schön um einfach durchzusausen. Somit benötigen wir wiedermal den halben Tag für eine Strecke von ca. 1h. Dafür aber mit zig Fotos von den Bergen, Van mit Bergen, Guanakos mit Bergen, Van mit Guanakos, Sabrina und Adrian mit Guanakos, Van und Bergen usw. 

 

Endlich angekommen am Lago Azul flippen wir schon wieder aus - die Kamera läuft heiss. Nun mit dem Motiv Berge, tiefblauer (azul) See und FLAMINGOS! Hach, es nimmt einfach kein Ende. Wir schlüpfen in kurze Hosen und T-Shirt, setzen uns an den See und geniessen das sommerliche Wetter von ca. 24Grad. Aus irgendeinem Grund fühlt sich Adrian plötzlich herausgefordert noch auf einen Sprung in das eiskalte Wasser zu tauchen. Kaum wieder draussen informiert ihn eine Touristin dass hier das Baden verboten sei aufgrund „irgendwas mit Kontaminierung des Wassers und Erhaltung des Ökosystems“. Wir sehen uns beschämt an - daran hatten wir nicht gedacht. Ist aber auch eine etwas spezielle Aussage, denn auf der Parkspezifischen Wanderkarte wird der See explizit zum Baden beschrieben. Wie auch immer, der See war sowieso extrem kalt und Adrian verbrachte höchstens 10 Sekunden im Wasser. 

 

Nach einer erholsamen Nacht in vollkommener Stille und bei schönstem Sternenschein - müssen wir vor unserer Abfahrt am nächsten Tag erstmal wieder Abwaschen und den Van mit frischem Wasser betanken. Das Van-Leben besteht nämlich nicht nur aus eitel Sonnenschein. Nein, es gibt auch tägliche Haushaltspflichten wie Abwaschen, aufräumen, Boden wischen, aufräumen, usw. - was wir dann jedoch oft grosszügig auf den nächsten Tag verschieben. Wir haben ja die Welt zu entdecken und Abenteuer zu erleben :-P

 

Wie fast immer fahren wir deshalb erst kurz vor der Mittagszeit los und arbeiten uns weiter Richtung Norden vor. 

Grenzübergang Cerro Castillo -Chile/Argentinien

Erneut gehts an einen Grenzübergang zwischen Chile und Argentinien. So entspannt wie hier hat sich das Ganze bisher noch nie abgespielt. Einer der Zöllner macht einen Witz und alle lachen Tränen. Wir lachen auch mit, obwohl wir nichts verstanden haben. Aber die Fröhlichkeit ist einfach sehr ansteckend. Ausser uns befindet sich nur ein junges Paar an diesem Grenzübertritt. Gerade als wir unsere Papiere erhalten haben nähern sie sich zögernd und bitten uns, sie mitzunehmen. Anscheinend sind die beiden Chilenen mit Rucksäcken unterwegs und warten bereits seit 5 Stunden darauf, dass sie jemand mitnimmt. Sie wollen ebenfalls nach El Calafate, weshalb wir schliesslich einwilligen. Die beiden sind Anfang zwanzig und das erste Mal länger unterwegs. Gemeinsam mit einem befreundeten Paar wollen sie sich ein Auto mieten und für 1 Monat in Argentinien herumreisen. Sie waren anscheinend zuvor zu viert unterwegs, hatten jedoch bemerkt, dass sie nur zu zweit  schneller eine Mitfahrgelegenheit finden. Das andere Paar wurde dann mitgenommen und sollte in El Calafate auf die anderen warten. Wir fahren also mit unseren zwei Gästen auf den Rücksitzen los und sie zeichnen auf unserer Chilekarte ein, was wir unbedingt noch alles besichtigen müssen. Ca. 30 Min. nachdem wir losgefahren sind sehen wir zwei weitere Anhalter am Strassenrand stehen - tatsächlich ist es das befreundete Pärchen, welche ebenfalls seit Stunden auf Hilfe gehofft hatte. Nach einem grossen Hallo und Austausch der erlebten vergangenen Stunden fahren wir schliesslich zu sechst weiter Richtung El Calafate. Unterwegs zog ein ziemlich heftiger Sturm auf, während der Fahrt war Adrian mehrmals kurz davor einen Halt einzulegen bis das Wetter besser wird, denn die Windböen waren so stark, dass wir gefühlt nur noch auf 2 Rädern Bodenhaftung hatten.

 

El Calafate

Im Ort angekommen stellen wir uns wiedermal auf einen Campingplatz - wir müssen nämlich auch mal wieder unsere Toilette entleeren (für viel mehr taugte der Campingplatz auch nicht). El Calafate gefällt uns sehr gut: Entlang der mit Bäumen bepflanzten Hauptstrasse finden sich viele hübsche Häuschen und rustikale aber auch trendige Restaurants. Ein superleckeres und authentisches Abendessen nahmen wir im unscheinbaren Restaurant Mi Rancho zu uns. Das alte Häuschen wirkte sowohl von aussen wie auch von innen äusserst schnuckelig, die Bedienung war sehr freundlich und das Essen, der Wein und das Bier vom feinsten. Ein echter Geheimtipp abseits der touristischen Hauptstrasse. An der besagten Hauptstrasse befinden sich die vielen Anbieter welche Touren zum  berühmten Gletscher Perito Moreno organisieren, für eine solche kaufen wir dann auch Tickets. Auf geht’s zum Gletschertrekking. 

 

Nach einer weiteren Nacht auf dem Camping fahren wir schliesslich zum Eingang des Nationalparks Perito Moreno. Da man im Park selber nicht übernachten darf suchen wir uns einen geschützten Platz gleich in der Nähe in einem kleinen Wäldchen. Die Abendstimmung hier ist unglaublich: wahrscheinlich aufgrund der kalten Luftströme des Gletschers formieren sich einzigartige Wolkengebilde, welche im Licht des Sonnenuntergangs noch viel unwirklicher erscheinen. Wir sind gerade mit fotografieren beschäftigt, als wir von der Strasse her einen Lastwagen ausmachen, der ebenfalls Richtung Wäldchen fahren will. Beim genaueren Hinsehen bemerken wir dass es der grosse Camper-Lastwagen des Schweizer Paares ist, welches wir in Torres del Paine kennengelernt hatten. Sofort werden wir von ihnen zu einem Glas Wein und einem Fleisch-/Käseplättchen mit selbstgebackenem Brot eingeladen. Es wird ein sehr lustiger Abend mit vielen Camper-Geschichten. 

Gletscher Perito Moreno 

Frühmorgens machen wir uns auf in den Nationalpark, um 9.00 fährt unser Schiff zum Gletscher. Wir haben unsere gletschertauglichsten Kleider herausgesucht und hoffen, dass wir nicht die unsportlichsten in der Truppe sein werden. Wir staunen nicht schlecht, als sich eine asiatische Reisegruppe nähert - die meisten tragen legere Freizeitkleidung, mit dünnen Stoffschühchen, die Knöchel unbedeckt, Hauptsache Stylisch halt. Wir sind nicht sicher ob sie bei der Buchung des Ausflugs verstanden hatten, um was es dabei geht. Es gesellt sich noch ein älteres Indisches Paar dazu, beide circa nur 1.40m gross, er hat eine Handtasche unter den Arm geklemmt. Wir sind etwas irritiert ob dieser sehr speziellen Reisegruppe, welche auch noch die ganze Zeit laut schnatternd und aufgeregt um uns herumhüpft. Das kann ja heiter werden…. Und das wird es tatsächlich auch. Zwar gestaltet sich die „Wanderung“ eher als eine touristische Zirkusveranstaltung (wer es nicht bemerkt hat: wir empfehlen diese Tour nicht weiter) allerdings ist das „Unterhaltungsprogramm“ durch die anderen Teilnehmer sehr spassig. Die Südkoreaner (wie wir zwischenzeitlich herausgefunden haben) glauben, sie seien irgendwelche Anime-Figuren und verhalten sich dementsprechend unsinnig. Sie tänzeln mit ausgestreckten Armen durch die Gegend oder staksen wie ein Kranich herum. Es werden hunderte Fotos gemacht, jeder hat eine persönliche Pose, die er strickte auf allen Fotos durchzieht. Sie rennen euphorisch auf jeden Abgrund zu, die Guides haben alle Hände damit zu tun, dass niemand sich irgendwo in den Tod stürzt. Wird die Weisung durchgegeben „hier bitte keine Fotos, es ist zu gefährlich“ zücken alle die Kamera, um diese Aussage festzuhalten und dann sogleich ein Foto von sich an dieser gefährlichen Stelle zu machen… Wobei wir fairerweise auch anfügen müssen, dass an dieser Tour nichts wirklich gefährlich war, weil eben: Zirkus. Die beiden Inder waren ein weiteres Highlight dieser Show. Sie haben sich direkt hinter den Guide gestellt und diese Position eisern verteidigt. Sobald die Steigung mehr als 1% betrug (also immer) konnten sie nicht mehr selbstständig laufen, der Guide musste beide an die Hand nehmen und wie bei eine Polonaise trippelten sie hintereinander her. Zuerst gab der Inder jedoch noch seine Clutch dem Guide, da er damit das Gleichgewicht nicht halten konnte. Der Guide musste also mit der Handtasche unter dem Arm, den beiden Indern an der Hand und einer verrückten Reisegruppe aus dem Wunderland die Tour überstehen… Adrian hat während der gesamten 1,5 Stunden nicht 1 mal die Hände aus den Hosentaschen genommen, einzig zum Trinken des billigen Whiskys auf Gletschereis mussten die Hände kurz ans Glas. Zusammenfassung: 20min Schifffahrt, 60min Erläuterungen über den Gletscher, 60min Steigeisen montieren und lernen damit zu gehen, 60min auf dem Gletscher herumstehen, 30min Steigeisen wieder demontieren, 60min Mittagspause (Essen und Getränke mussten selber mitgebracht werden), 20min Schifffahrt. Das alles für 140SFr. pro Person. Zum Vergleich, 4 volle Tage im Nationalpark Torres del Paine kosten pro Person 35SFr.

 

Belohnt werden wir allerdings mit wundervollen Bildern dieser fantastischen Landschaft. Das Eis glitzert und funkelt in allen blauschattierungen in der Sonne. Die Informationen zum Gletscher sind sehr interessant: Der Perito Moreno ist einer der wenigen Gletscher weltweit der jeden Tag noch wächst - jeweils ca. 1m pro Tag. Von einem Holzlaufsteg von der Magellanhalbinsel gegenüber des Gletschers kann man die eindrucksvollen Gletscherabbrüche beobachten. Mit all unseren Kameras im Anschlag harren wir auf einer der Aussichtsplattformen aus, um genau im richtigen Moment abzudrücken. Bei jeden Knacken des Gletschers zucken die Finger am Auslöser aber natürlich kalbt der Gletscher immer in der genau entgegengesetzten Richtung als wir hingezielt haben. Zum beobachten der bis zu 70m hohen Gletscherwand ist es ein Vorteil, dass wir den Vormittag mit dem asiatischen Wanderzirkus verbracht haben, denn gegen Abend sind fast keine Besucher mehr anwesend und wir haben die Aussicht beinahe für uns allein. Gegen 18.00 Uhr machen wir uns wieder auf den Rückweg nach El Calafate. Von dort aus wollen wir zu einem nächsten Naturpark fahren: Fitz Roy wir kommen.

 

Generelles zum Süden:

Erwähnenswert sind die idealen Wetterbedingungen, die wir bisher vorgefunden haben. Wir wissen nicht, wie es in anderen Jahren ist aber: Entgegen der verbreiteten Meinung erscheinen uns der Februar und der März vorzüglich zum Reisen in Patagonien. Mit wenigen Ausnahmen haben wir die meiste Zeit sonnige, jedoch windige Spätsommertage mit milden bis warmen Temperaturen genossen.

 

 

El Chaltén 

Nach ungefähr 5-stündiger Autofahrt biegen wir ab Richtung Fitz Roy Bergmassiv. Die Strasse führt direkt auf eindrucksvoll hohe Berge zu und verschwindet malerisch dazwischen. Wir sind bereits sehr gespannt: El Chaltén ist ein bekanntes Wandermekka und stand als weiteres Highlight auf unserer Reiseroute.

 

Bei der Einfahrt in den Ort sind wir gefühlt die einzigen ohne Super-Spezial-Gore-Text-Ausrüstung. Alle sehen aus als würden sie demnächst den Mount-Everest zum x-ten Mal besteigen. Die Atmosphäre ist entspannt und gelöst. Zu Beginn fühlen wir uns etwas fehl am Platz, bemerken jedoch nach kurzer Zeit, dass hier wohl einige "Mode-Wanderer" unterwegs sind, deren Wanderschuhe wohl das erste Mal zum Einsatz kommen. Generell gefällt uns das Örtchen sehr gut,  jedoch ist offensichtlich, dass die gesamte Infrastruktur auf den Bergtourismus ausgelegt ist. Wir zählen uns ja schliesslich auch dazu. 

Im Ort selber darf man nicht im Camper übernachten, aber gleich beim Ortseingang befindet sich ein spezieller Campingplatz für uns Fahrende. 

 

Uns bieten sich verschiedenste Wandermöglichkeiten: Von Extrem-Bergsteigen bis zum Spaziergang entlang des Flusses ist alles möglich. Im Besucherzentrum erklärt uns ein Ranger ausführlich alle möglichen Wanderrouten. Wir entscheiden uns für die Gängigste mit bestem Blick auf das verschneite Fitz Roy Massiv, welches ganz am nördlichen Ende des Parque Nacional los Glaciares liegt und somit Teil desselben Nationalparks wie der Gletscher Perito Moreno ist. 

 

Nach einem gemässigten Anstieg durch ein Wäldchen auf ein Hochplateau, führt der Rundweg gemächlich entlang eines kleinen Bergsees. Wir setzen uns ans Ufer und bestaunen das riesige Bergmassiv. Wir haben Glück - nach einiger Zeit verschwinden die Wolken, welche zuerst den Blick versperrt haben und geben den Blick für einige Momente frei auf die bekannten Gipfel. Ein wundervolles und eindrucksvolles Spektakel. 

 


Film #4: Westpatagonien


Unser Plan für die nächsten Wochen in Chile sieht wie folgt aus: Wir fahren von Chile Chico auf der Chilenischen Seite entlang dem See Lago General Carrera, wieder bis kurz vor der argentinischen Grenze und dann in Chile entlang Richtung Norden. Damit starten wir unsere Fahrt auf der berühmten Carretera Austral. Diese Strasse ist bekannt für die wunderschöne Natur, durch Urwald, entlang blauen Seen schlängelt sie sich zwischen diversen Vulkanen und einigen Bergen mit Gletschern hindurch. 

Argentinische Anekdoten

 

Die Tische werden hier nicht abgeräumt in den Restaurants. Auch nicht nachdem alle am Tisch seit 1h fertig gegessen haben und bereits beim Dessert sind. Auch nicht wenn man die Rechnung bestellt hat. Und sicher nicht, nachdem man gegangen ist. Wenn die nächsten Gäste sich an den Tisch setzen kann man ja einfach das Geschirr zusammenschieben. Mit „man“ meine ich selbstverständlich die Gäste, nicht die Kellner.

 

Argentinien bietet sich super als Männerdestination an: Das Essen besteht hauptsächlich aus Fleisch. Manchmal tatsächlich nur aus Fleisch, übergossen mit einer Gemüsesauce (von wegen Gemüse als Beilage). 

 

Pommes Frites heissen hier Patatas fritas und gibt es in den verschiedensten Variationen - allerdings sind sie in keiner Variante durchgebraten/fritiert… Nie.

 

Anscheinend mögen die Argentinier nicht unbedingt stark gewürzte Gerichte. Wir haben jedenfalls noch kein Gewürz gefunden, das gross Geschmack gibt. Nicht mal Salz. 

 

Informationen zu den Toiletten (gilt aber eigentlich generell für Südamerika)

- Diese sind nicht zwingend abschliessbar, überhaupt ein Schloss an der Türe wird anscheinend überbewertet.

- 10 cm dicke Spalten zwischen Türe und Wand sind auch kein Problem, hier ist man ja generell nicht so verklemmt wie in Europa.

- Toilettenpapier darf nicht in die Toilette geworfen werden, es steht jeweils ein Eimer (manchmal beinahe so gross wie die Toilette selber) in der Kabine. Dies aus dem Grund, dass die meisten Abflüsse zu Eng sind und zu wenig Wasserdruck da ist, um das Papier mitzuziehen. Manchmal vergisst man sich jedoch und schmeisst es trotzdem rein (beispielsweise während man darüber nachdenkt, dass man etwas über Toiletten schreiben möchte…) - dann hofft man einfach das Beste…

- Manchmal hat es eine Art Gemeinschaftstoilettenpapierrolle gleich beim Eingang. Hier muss die zum Verwenden vorgesehene Menge Papier im Voraus bezogen respektive berechnet werden…